08.04.2010

Obama: Anwar al-Awlaki zum Abschuß freigegeben

Die USA befinden sich seit einiger Zeit in illustrer Gesellschaft: Sie sind gemeinsam mit Diktaturen und Schurkenstaaten wie China, Pakistan, Saudi-Arabien und dem Iran fast die einzige Demokratie, in der die Todesstrafe praktiziert wird.

Man kann getrost annehmen, daß die Hemmschwelle zur Brutalität in Ländern, die sich Henker halten, erheblich niedriger ist als in Ländern, in denen gewissenhaft Richter und Richterinnen zu entscheiden haben, wie lang auch abscheulichste Verbrecher in den Knast einzufahren haben.

Daher ist es im Grunde nicht verwunderlich , daß dort, wo die Kopf-ab-Variante  als ultima ratio gegen Verbrechen ( beileibe nicht nur gegen Mörder, sondern auch z.B. gegen Vergewaltiger, geistig zurückgebliebene Personen, Raub mit Todesfolge etc.) und aus politischen Gründen (Mumia Abu-Jamal) verhängt wird, auch in der Konsequenz US-Bürger wie Anwar al-Awlaki auf Todeslisten des CIA landen, wie beispielsweise die Basler Zeitung meldet.

Die Zeitung weiter: "Einen solchen Vorgang soll es selbst während der achtjährigen Präsidentschaft von George W. Bush, der einen harten Kurs gegen Terroristen verfolgte, nicht gegeben haben."
Verwunderlich ist die persönliche Komponente in dieser Sache:  Barak Obama selbst hat immer durchblicken lassen, daß er gegen die Todesstrafe ist, aber auch, daß er nichts dagegen unternehmen wird. Das ist die eine Seite.

Etwas Anderes ist es allerdings, wenn Obama aktiv die Todesstrafe gegen den US-Bürger Anwar al-Awlaki nicht nur genehmigt, sondern auch ohne Gerichtsverfahren akzeptiert.

Da bleibt dann schon die Frage, wodurch sich Obama eigentlich von George Dabbelju Bush in ethischer Hinsicht noch unterscheidet. Angetreten, einen moralischen Neuanfang zu machen (er ist schließlich der Erfinder des  Change-yes-we-can-Mantras) wandelt sich  er nun in dieser essentiell wichtigen ethischen Frage letztendlich zum texanischen Cowboy.

Letztendlich wird der Kampf des anderen Amerika, das ich selbst sehr schätze, weitergehen. Wie seit vielen Jahren wird dort weiterhin die Frage gestellt, die die singer und songwriterin Holly Near in ihrem Lied "foolish notion" stellte und ein Fanal gegen die Todesstrafe bedeutet:
Why do we kill people
who are killing people
to show that killing people is wrong?

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