15.09.2010

Amoklauf in Winnenden: Abschuss statt Abschluss

Nach dem angeblich unerklärlichen Amoklauf von Tim K. an der Realschule in Winnenden steht nun Tims Vater vor Gericht. Ein geeigneter Pappkamerad und Prügelknabe, der davon ablenkt, was wirklich zum Amoklauf führte und wer eigentlich auf die Anklagebank gehört.


Tim K. erschoss 15 Menschen und verletzte 13 weitere schwer, bevor er sich selbst tötete. Versetzt man sich in die Angehörigen der Opfer, so ist es mehr als verständlich, daß sie nach Erklärungen suchen und Konsequenzen fordern.  Während in den ersten Wochen nach der Tat sämtliche Politiker nicht aufhörten, Zeder und Mordio zu schreien und sich grundsätzlicher als grundsätzlich gerierten, wurden - die Wochen zogen ins Land und wurden zu Monaten - die üblichen kitschig-billigen Erklärungsmuster aus den Schubladen des Opportunismus herausgezogen:
Zum Einen: Computerspiele. Diese verderben die Jugend wie weiland Micky-Maus-Heftchen und Pardon. 

Zum Anderen: Die Familie und im Besonderen der Vater von Tim sei schuld, habe er doch versäumt, die Beretta 92 FS kindersicher wegzuschließen. 

Während die Angehörigen der Opfer durchaus folgerichtig anfänglich eine einschneidende Reform des Waffenrechts forderten und damit auf den wachsweichen Innenminister Heribert Rech stießen, der außer Allgemeinplätzen und peinlichen Fehleinschätzungen (-Tim kündigte die Tat im Internet an-) nichts zur Aufklärung beitrug und schon gar nicht sich an die Waffenlobby traute, konnte wenige Monate später der schwäbische Justizminister Goll stolz verkünden, daß er seine Waffen stets griffbereit im Haus habe.  Und so war es nichts mit deutlichen Verschärfungen des Waffenrechts.

Stattdessen gibt es von Psycholog(inn)en, die direkt anschließend in großer Anzahl in Winnenden im Einsatz waren, ebenfalls keinerlei wirkliche Erklärung, warum es zu diesem Blutbad kam. Auch aus dieser Ecke wird entweder gemauert oder man ist ganz einfach hilflos.

Bleibt der Vater übrig.  Und der steht nun als Mittäter angeklagt vor Gericht. Dabei ist er genau wie die ganze Familie vor allem eines: Opfer und für sein ganzes Leben gezeichnet.

Es ist mehr als auffällig, daß ein Junge, der sich noch am Tag davor bei einer seiner Lehrerinnen angelegentlich an die Bedingungen der Klassenarbeit, die am nächsten Tag zu schreiben war, erkundigt und dann an eben diesem Tag Amok läuft.

Während  in der Presse wenigstens berichtet wird, daß der Junge depressiv war und die  Wahrscheinlichkeit erwähnt wird, daß er die Behandlung unterbrach, kommen die Wörter Psychopharmaka ud Neuroleptika so gut wie nirgends vor.

Vor Jahren habe ich mit vor allem manisch-depressiven Menschen gearbeitet, die - solange man sie mit Haldol und anderen Medikamenten therapierte, einigermaßen in der Lage waren, ihr Leben gleichmäßig zu leben. Wenn sie auch oft wie Zombies nach außen wirkten, so wußten wir damals doch (vor allem durch den Selbstversuch einer Krankenschwester mit Haldol), daß diese Meschen nur äußerlich ruhig wirkten, innerlich aber nach wie vor in ihrer eigenen Welt waren und Haldol u.a. Medikamente wie chemische Gefängniswärter wirkten, soll heißen, derlei Medikation schob ihren ansonsten durchaus zu erwartenden auch chaotischen Aktivitäten einen chemischen Riegel vor.

Schlimm wurde es, wenn diese Menschen es schafften, die Medikamente selbstständig abzusetzen. Sie waren dann in kurzer Zeit teilweise völlig verwirrt und auch sehr aggressiv.  Viele davon haben sich später dann umgebracht oder sind heute völlig ausgelaugte alte Menschen...

Ich bin völlig überzeugt, daß Tim K. ein Opfer dieser Psychopharmaka ist, falsch medikamentiert wurde oder seine Tabletten eigenmächtig absetzte.  Nahezu alle Symptome deuten in diese Richtung, die nirgends erwähnt wird und doch so deutlich auf der Hand liegt.
  • Auf die Anklagebank - dorthin gehört die Pharmaindustrie und die deutsche Waffenlobby. Und die Politiker, die eine Aufklärung verhindern und keinerlei Gesetze ändern wollen.
Dem Vater und der Familie K. gehört unsere Anteilnahme genauso wie unser mitleiden mit all den anderen Opfern.

P.S. Man lese auch:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,612846,00.html
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article9658096/Auf-der-Suche-nach-Schuld-wenn-der-Sohn-Amok-laeuft.html

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