29.05.2011

Von Frömmlern, Esoterikern und Müslimännern.

Wenn man die magere Beteiligung an den Atomauststiegs-Demos sieht, müssten sich die Veranstalter schon mal fragen, welch illustres Völkchen sie dort mobiliseren...




...Merkwürdige Zeiten sind das.  Während die CSU zur Speerspitze der Anti-AKW Bewegung mutiert ist, Ethikräte mit stockkonservativer Besetzung die Atomspaltung beerdigen und die SPD wie immer nicht weiß, wann sie denn nun wirklich das letzte AKW abschalten will und sogar Angela verstanden hat, daß Windräder Hip sind und die Sonne Energie spendet, facebookt und twittert der deutsche Basis-Bürger voller Vorfreude auf saubere Energiezeiten.


Kehrwoche ist sozusagen angesagt, die Republik befreit sich von ausschwärmenden Atömchen. Selbst die Grünen sind dagegen, allerdings dürfen AKWs nur abgeschaltet werden, wenn dadurch nicht eine seltene Vogel-oder Käferart bedroht ist, wie zum Beispiel die Urandrossel oder die Caesiummilbe.


Trotz alledem machte ich mich neulich auf, mir mal das muntere Völkchen anzuschauen, daß sich neuerdings wieder zu Demos und Mahnwachen versammelt. Und tatsächlich fand sich vor dem Ulmer Münster eine mehrhundertfache Mahngemeinde ein, die mit diesem Wir-habens-ja-schon-immer-gewusst-Mienen den einschlägigen wohlbekannten Wir-führen-immer-das-Wort-Rednern zuhörten.

Zu Beginn wurden die Kerzenstummel entzündet, die von der letzten Wir-befreien-die-armen-Palästinenser-Demo übrig geblieben waren, dann die Fahnen entrollt, auf denen noch blass zu erkennen war, daß sie schon mal für die Rettet-den-Juchtenkäfer-Stuttgart-bleibt-oben-Demo herhalten mußten.


Während der Ulmer Oberbürgermeister mit dem ihm eigenen Mutterwitz die Mahn-Gemeinde einstimmt, proben am Rande der Gemeinde bereits einige in die Jahre gekommene Sänger(innen) das nächste Geleiere, auf daß dieses dann in unendlicher Wiederholung zum Schluß die Mahnenden motivieren könne...


Auftritt der Ulmer Kirchenmaus-Nummer-Eins aus dem Kreis der Dritte-Welt-Laden-und-evangelische-Kirchengemeinderat-Szene:
Ein unendlich langes verschwurbeltes Gedicht findet seine öffentliche Premiere, in dem es irgendwie von der Kernschmelze in Japan zu Daniel-in-der-Löwengrube geht,  dann zum unaussprechlich- schmerzlichen-Schmerz, den die Mutter Erde erdulden muß bis hin hin zur Betroffenheit hier in Deutschland, BaWü, Ulm, Münsterplatz, die uns alle nun vor Gram zum Mahnen und Demonstrieren veranlasst habe...


...Einige stadtbekannte Esoterikerinnen aus dem Ex-Bagwahn-Harem bilden einen magischen Kreis und stimmen einen kirchlichen Chanon an:
Nach dieser-Erde-wäre-ja-keine-die-eines-Menschen-Wohnung-wär.
Nach unendlich betroffenem mehrstimmig-disharmonischen Vortrag dieses überaus aussagekräftigen politischen Liedes Überleitung des Moderators (selbstredend ein Grünen-Funktionär ) zum:


Auftritt des münstereigenen Pfaffen. Zwar mittlerweile pensioniert, aber immer noch eifernd, total betroffen und die Apokalypse vorhersagend.

Ich wette nun mit mir selbst, wann die erste Episode aus dem alten Testament vorgetragen wird. Bingo. Ich gewinne. Nebukadnezar ist heute dran. Und die vertriebenen Juden, die an den Ufern von Babylon sitzen, gleichsam wie die Japaner, die vorm Atom flüchten mussten.
Die Stimme schwillt, der Kopf wird rot, der Pfarrer stirbt den Blutdrucktod?
Weit gefehlt.  - Während er mit den Armen gen Himmel zeigt und dann zum Münsterturm hin fuchtelt, donnert der Ex-(humierte?) Pfarrer nun:
"Seht ihr die Schrift nicht an der Wand?"
Schlichten Gemütes, das mir  nun mal eigen ist, wende ich mich in Erwartung eines genialen Special-Effects um und warte darauf, daß irgendein Müslimann nun die Schrift-am-Münsterturm erscheinen lässt. ....
Der Pfarrer verkündet besorgniserrregend laut weiter das Weltenende, verursacht durch Atom, Bomben in Lybien und die gottverlassene Bundesregierung, beschwört.


Während der Geistliche  zum Finale kommt und die Mahngemeinde spekuliert, wann er den Herzkasper kriegt, gehe ich nach Hause. Tief enttäuscht. Keine Schrift-an-der-Wand erschien, no special effects, nur Geleiere, Gesingse, Bibel und Betroffenheit.


Es wundert mich nicht, daß das Durchschnittsalter dieser Betroffenheitsbürger sicher über 50 lag.  Sie braten halt gern im eigenen Saft, die Evangelikalen, grünen Pfarrerstöcht-& -söhne, die fleisch-und -lustfrei -Damen und die verschwurbelten Ex-Kommunisten, die angeführt von  katholischen Kretschmännern  die Ausstiegsdemos dominieren.  Vor derlei Gemengelage braucht sich die Atomlobby sicher nicht fürchten.
Meine derzeitige Lieblingsfurchtphantasie betrifft hingegen die wutbürgerliche neue Volkspartei, deren Vorsitzende Claudia Roth womöglich bald Kanzlerkandidatin wird. Wenn die zu Gift und Galle auch noch die Tornoados und Leopards in die Finger kriegt, dann Gnade uns Gott. Sofern es den gibt.


Vielfalt-in-der-Einfalt

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