22.03.2012

Deutscher März

Ein neuer Tiefpunkt in der deutschen Geschichte, die so gerne alles vergessen will, was länger zurückliegt als 1945, wurde durch die Rede des Allparteien-Präsidenten Gauck erreicht. Bei dem nun mit erdrückender deutschen Einheit gewählten Bundespräsidenten muss es den alten und neuen Nazis und deren Erben mitsamt ihren Mitläufwern, Wegbereitern, Arschkriecherm und Einschleimern in Presse, Parteien und Banken nicht bange werden, daß der deutsche Michel unter seiner Schlafmütze hervorkommt und außer Lichterketten und anderem Demo-Unsinn irgendwas gegen das Großkapital und seine Handlanger unternimmt, sprich, die ganze Bande, von der wir hier regiert werden, zum Teufel jagt.

Der "schöne Sonntag", den der Obergauckler der Nation am 18. März 2012 in den höchsten Tönen beschwor, bestand darin, daß " Millionen Ostdeutsche nach 56-jähriger Herrschaft von Diktatoren endlich Bürger sein durften." Und daß er...
"...nie diese Wahl vergessen werde, niemals. Weder die über 90 Prozent der Wahlbeteiligung, noch meine eigene innere Bewegung. Ich wusste, diese meine Heimatstadt und dieses graue, gedemütigte Land - wir würden jetzt Europa sein."
Dies graue gedemütigte Land, damit meinte er natürlich das bessere Deutschland, das Deutschland, das sich wirklich redlich bemüht hatte, anders zu sein als das deutsche Reich, besser als die Weimarer Republik und nie wieder ein Faschistisches.

Das Deutschland, in dem es ein Recht auf Arbeit gab, in dem es faire Löhne gab und in dem die Gleichbereichtigung von Mann und Frau ebenso zielstrebig umgesetzt wurde (man denke an die Kindertagesstätten und an weibliche Baggerführerinnen etc...) wie das Recht auf Wohnraum.

Und nicht das Deutschland, in dem es eine Pflicht gibt, jeden ersparten Penny an den Staat abzugeben, sollte man das Pech haben, unter die  Räder von Hartz 4 zu geraten. Nicht das Deutschland, in dem ein Unternehmer, der sich verspekuliert hat, mal kurzerhand einige tausend Filialen schließt und 11.000 Frauen an die Luft setzt. Und nicht das Deutschland, in dem Bildung vom Geldbeutel abhängig ist und menschenwürdiger Wohnraum oft unbezahlbar. Und nicht das Deutschland, das seine Banker hegt und pflegt und ihnen Milliarden hinterherwirft, wenn die sich verzockt haben. Und nicht das Deutschland, das weltweit in Kriegshandlungen steckt und schon gar nicht das Deutschland, in dem Faschisten morden, hetzen und gewählt werden können.
Märzenszeit: Ja, da geschah so einiges,was der Gauck und seine Wahlmänner nicht mehr wissen und  gerne missen wollen:
"Die Reichstagswahl am 5. März 1933 war die Wahl zum achten Deutschen Reichstag in der Weimarer Republik. Sie war die letzte Reichstagswahl, an der mehr als eine Partei teilnahm, und stand bereits unter dem Eindruck der beginnenden Diktatur. Der Wahlkampf war von Übergriffen von Mitgliedern der NSDAP auf politische Gegner insbesondere von KPD und SPD geprägt." (via wikipedia)
Das Mittel -und Langzeitgedächtnis der sich selbst bejubelnden Bundesversammlung mitsamt ihrem absolut dazu passenden Präsidenten: Vermutlich nie vorhanden gewesen oder wegamputiert:
  • 6. März 1525: In der mit der Sache der Bauern sympathisierenden freien Reichsstadt Memmingen treffen sich während des Deutschen Bauernkrieges Vertreter dreier Bauerngruppen, um ihre Vorgangsweise gegenüber dem Schwäbischen Bund zu beraten. Am folgenden Tag gründen sie nach Vorbild der Schweiz die Oberschwäbische Eidgenossenschaft in der Hoffnung, als gleichberechtigte Verhandlungspartner anerkannt zu werden.
  • Am 7. März 1525 wurden in Memmingen die zwölf Memminger Artikel für alle Oberallgäuer Bauern angenommen. Die Zwölf Artikel gehören zu den Forderungen, die die Bauern im deutschen Bauernkrieg 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Sie gelten als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa, und die zu den Zwölf Artikeln führenden Versammlungen gelten als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden.
  • 1848: Die Märzrevolution erreicht am 18. März in Berlin ihren Höhepunkt. Denn während noch die Proklamation von König Friedrich Wilhelm IV. verlesen wird, schießt das Militär aufgrund der Unruhen mehrmals in die versammelte Menge: Die Bürger errichten Barrikaden.Arbeiter, Handwerker und Bürger lieferten sich am Abend und in der folgenden Nacht blutige Straßenkämpfe mit den regulären Truppen, in denen sich jedoch zumeist die Revolutionäre behaupten.
  • In der Nacht zum 19. März wandte sich der König an die "lieben Bürger". Er versprach den Abzug der Truppen, falls die Barrikaden verschwänden. Insgesamt forderte die Märzrevolution allein in Berlin etwa 240 Tote und rund 1000 Verletzte unter der Zivilbevölkerung sowie über 200 Tote und mehr als 250 Verletzte bei den Militär- und Polizeikräften. Zu den „Märzerrungenschaften“ gehörten zunächst die Gewährung der Pressefreiheit, die Einführung von Schwurgerichten und Volksbewaffnung sowie die Anbahnung von Wahlen zu einem deutschen Nationalparlament und am
  • 06. März 1901  wird Kaiser Wilhelm II. bei einem Attentat in Bremen durch den Arbeiter Dietrich Weiland schwer am Kopf verletzt.
Das war 'ne heiße Märzenzeit
Trotz Regen, Schnee und alledem!
Nun aber, da es Blüten schneit
Nun ist es kalt, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem –
Trotz Wien, Berlin und alledem –
Ein schnöder scharfer Winterwind
Durchfröstelt uns, trotz alledem!

Das ist der Wind der Reaktion
Mit Meltau, Reif und alledem!
Das ist die Bourgeoisie am Thron –
Der annoch steht, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem –
Trotz Blutschuld, Trug und alledem –
Er steht noch und er hudelt uns
Wie früher fast, trotz alledem!

Die Waffen, die der Sieg uns gab
Der Sieg des Rechts, trotz alledem
Die nimmt man sacht uns wieder ab
Samt Kraut und Lot und alledem!
Trotz alledem und alledem –
Trotz Parlament und alledem –
Wir werden uns're Büchsen los –
Soldatenwild, trotz alledem!

Doch sind wir frisch und wohlgemut
Und zagen nicht, trotz alledem!
In tiefer Brust des Zornes Glut
Die hält uns warm, trotz alledem!

Trotz alledem und alledem –
Es gilt uns gleich, trotz alledem!
Wir schütteln uns ein garst'ger Wind –
Doch weiter nichts, trotz alledem!
Und ob der Reichstag sich blamiert
Professorhaft, trotz alledem!

Und ob der Teufel regiert
Samt Huf und Horn und alledem –
Trotz alledem und alledem –
Trotz Dummheit, List und alledem,
Wir wissen doch: Die Menschlichkeit
Behält den Sieg, trotz alledem!
Nur, was zerfällt, vertretet ihr –
Seid Kasten nur, trotz alledem!

Wir sind das Volk, die Menschheit wir
Sind ewig, drum, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem –
So kommt denn an, trotz alledem!
Ihr hemmt uns, doch ihr zwingt uns nicht –
Unser die Welt! Trotz alledem!

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