Posts mit dem Label Sigmar Gabriel werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Sigmar Gabriel werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

30.04.2012

Sigmar, stay home!

Lieber Genosse Sigmar,
Du fährst also nicht zum Fußballgucken in die Ukraine. Du boykottierst diesen Schurkenstaat, der die so wundersam unheilbar erkrankte Julia Timoschenko inhaftiert hat.
  • Frau Timoschenko Gerichtskarriere hier in Kurzfassung:
Im Mai 2010 ermittelte die Staatsanwaltschaft... sie habe im Jahr 2003 versucht, Richter des Obersten Gerichtshofs zu bestechen.

Ein zweites Verfahren wurde nach Veröffentlichung eines Berichts von US-amerikanischen Anwaltsfirmen eingeleitet. Sie hatten die zweite Regierungszeit Timoschenkos untersucht und Hinweise auf den Missbrauch öffentlicher Gelder, Betrug und Geldwäsche durch Beamte, mehrere Ministerien und private Unternehmen festgehalten. 

Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen der zweckfremden Verwendung von Einnahmen aus dem Handel mit Kohlendioxid-Rechten, dem  Kauf von Rettungswagen zu überhöhten Preisen, sowie  Amtsmissbrauch bei der Aushandlung von Verträgen über die Lieferung von Erdgas mit Russland. Eine offizielle Anklage erfolgte am 20. Dezember 2010 mit dem Vorwurf der Veruntreuung von Staatsgeldern. 

Die Staatsanwaltschaft beantragte am 27. September 2011 eine Haftstrafe von sieben Jahren wegen Amtsmissbrauchs. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Timoschenko 2009 mit Russland Verträge über die Lieferung von Erdgas zum Nachteil der Ukraine abgeschlossen hatte. Dadurch habe die Ukraine einen Schaden von umgerechnet rund 137 Millionen Euro erlitten. 
Nur wenige Tage nach der Verurteilung durch das Kiewer Stadtgericht wurde bekannt, dass gegen Timoschenko wegen Verdachts auf Veruntreuung von 295 Millionen Euro in ihrer Zeit als Chefin des Energiekonzerns EESU (1995 bis 1997) ermittelt wird.

Wenige Wochen später verkündete die Generalstaatsanwaltschaft, es gebe Hinweise auf eine Verwicklung Timoschenkos in den Mord am Abgeordneten und Geschäftsmann Jewhen Schtscherban im Jahre 1996, weswegen weitere Ermittlungen aufgenommen wurden. In den Mord soll auch ihr früherer enger Vertrauter Pawlo Lasarenko involviert sein, der zur Zeit in den USA eine langjährige Gefängnisstrafe wegen Betrug und Geldwäsche verbüßt.

Nun, lieber Sigmar, nehmen wir mal an, all die Anklagen und Verurteilungen Timoschenkos träfen nicht zu, also kein Amtsmißbrauch, keine Bestechung, kein Mord, keine Veruntreuung, keine Bestechung, kein Betrug und keine Geldwäsche...

Trotz alledem -  Du bist und bleibst nur ein billiger Jakob:
  • Während Du mutig die EM fahren lässt und das Ganze im Pantoffelkino genießt, hast Du offensichtlich nichts dagegen, daß die deutsche Männer-Fußballnationalmannschaft dort aufläuft und womöglich in diesem Land, in dem es niemand gibt, der Rückenschmerzen behandeln kann, sogar den Titel gewinnt.
  •  
Wie nennt man das denn heute? Früher hieß das Doppelmoral.
Aber das kennen wir ja schon von Dir und Deinesgleichen auch von der Formel-Eins-Strecke in Bahrein , den olympischen Spielen in  China und der Fußball-WM in Argentinien, um nur einige Schurkenstaaten zu nennen, in denen Sport ganz wertneutral betrieben wurde:

Neben den Stadien und Rennstrecken starben Menschen, wurden Todesurteile vollstreckt und verschwanden politisch Mißliebige auf Nimmerwiedersehen.

Dich und Deine Vorgänger hat das nicht gejuckt.  Aber die Rückenschmerzen von Julia Timoschenko, die tun Dir so weh, als wärens Deine Eigenen.

18.04.2012

Das große Sowohl-als-auch

Das große Sowohl-als-auch


Es ist schon ein Jammer, was Sigmar Gabriel im Spiegel-Interview zum Thema Grass so von sich gibt. Das ist so glatt gewienert, dass man nicht erkennen kann, ob der Mann jemals so was wie eine eigene Meinung hatte oder nur die Summe der Worthülsen einer uralten opportunistischen Partei in sich gesammelt hat und nun dort entsorgt.
Grass sei ein “streitbarer Literat”, der “weiterhin” der  SPD im Wahlkampf helfen solle.
“Im Kern ist das Gedicht doch ein Hilferuf”, meint Gabriel.
Die “Verkürzungen” und “Gleichsetzungen” dürfe “man einem Sprachgewaltigen wie Günter Grass durchaus vorhalten”.
Es sei “absehbar, dass sich die selbsternannten Hüter der Political Correctness die Chance nicht entgehen lassen würden, endlich mal die große Keule gegen Grass auszupacken. Sie wollten es diesem von ihnen so genannten Gutmenschen endlich einmal richtig geben. Hinzu kam, dass Grass lange Zeit seine Mitgliedschaft als junger Mann in der Waffen-SS nicht öffentlich gemacht hat.”
Und Gabriels “politische Biografie ist durch Schriftsteller wie Günter Grass und auch Heinrich Böll geprägt.”
Nun, lieber Sigmar Gabriel, wenn es überhaupt einen gibt, der kein Gutmensch ist, dann ist es einer, der im Vollbesitz seiner Sinne sich nicht etwa zur Landesverteidigung meldet, sondern sich freiwillig der Waffen-SS anschließt. Und das nun als Jugendsünde zu verharmlosen und Kritiker von Grass in die engstirnige Ecke zu stellen, ist der “Sowohl”- Teil des berühmten Sowohl-als-auch-Prinzips der deutschen Spezialdemokratie.

Der “als auch”-Teil sind dann die Verkürzungen und Gleichsetzungen des Günter Grass. Nur: Es gibt in diesem sogenannten Gedicht keine solchen, sondern ein klar formuliertes antisemitisches Feindbild. Und das ist mit letzter Tinte “wortgewaltig”geschrieben, so wie er mit seiner ersten Tinte den Beitritt in die Waffen-SS unterschrieb.

Ein Hilferuf sei das Gedicht. Ein Hilferuf, den aufziehenden Krieg im Nahen Osten zu verhindern. Falsch. Es ist ein Hilferuf nach Aufmerksamkeit und gegen das Vergessen des Literaturnobelpreisträgers selbst, der Angst hat, in der (ihm auch literarisch zustehenden) Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Sigmar Gabriel ist natürlich stromlinienförmig im sozialdemokratischen Mainstream und hat selbstverständlich eine Biographie, die sowohl von Grass als auch von Böll geprägt ist. Wie die Biographien sämtlicher SPD-Vorsitzenden vor ihm hat er eine solche Schmalspurkultur in sich. Die Zeiten, daß ein Sozialdemokrat sagt, seine politische Biographie sei sowohl von Marx und Engels als auch von Rosa und Karl geprägt sind lang vorbei. Seit hundert Jahren bietet die SPD ein Bild des Jammers. Sowohl  literarisch als auch politisch.

Danke Sigmar, daß Du das mal wieder sowohl klargestellt als auch bestätigt hast.
“So geht das nicht, sagt der alte Sozialdemokrat und spricht
… nur ändern, das will er nichts! “(Degenhardt)