15.06.2010

Innerer Reichsparteitag

Jetzt jubilieren  sie wieder. Jetzt fähneln sie wieder und tröten. Männergesänge erfüllen die Republik, nur mühsam versteckt werden Ärme gestreckt und "Sieg" gegrölt. Dazu passt der "innere Reichsparteitag" von Katrin Müller-Hohenstein wie die Faust aufs Auge.

Worthülsen werden mantra-artig wiederholt. Die letzte WM war nicht etwa eine WM, sondern ein Sommermärchen. Bis auf wenige Dissidenten wird diese Staats-und Medienmeinung vom Volk gefressen und in unzähligen Schilderungen wiedergekäut.

Und wir sind das Sommermärchen wie auch Lena wie auch Papst wie auch Fußball. Nur Köhler wollen wir nicht mehr sein. Und als solche dürfen wir uns wieder "unverkrampft" ( die nächste Mantra-Worthülse) freuen. Und dabei unverhohlen Fläggchen schwenken und Fahnen hissen.

Um Fußball und um Sport gehts da nicht. Es geht um das deutsche Herrenmenschentum, das wieder, temporär und staatlich sanktioniert, losgelassen wird. Mitsamt der ersten Strophe der Nationalhymne. Die mit dem "über alles in der Welt".

Denn die Anderen, das sind die "Scheiß- Afrikaner, -Engländer,-Aussies" und überhaupt uns  toitschen Fußballgöttern unterlegen.

Eine "parodistische Beziehung auf die bombastischen Reichsparteitage der Nationalsozialisten in den dreißiger Jahren" soll das gewesen sein, was Katrin Müller-Hohenstein da von sich gab?
Nein, das war es nicht. Auch keine "sprachliche Entgleisung", sondern das perfekte
Puzzelstück in den hier wieder herrschenden Nationalismus-Hype.

In meinem Kopf haben solche Assosiationen keinen Platz.

Aber in dem fruchtbaren braunen Schoß, aus dem heute wieder mittels dem Medium Fußball die Männergesänge und die Nationalen Gesten auferstehen, da kommt die ganze Vergangenheit, die nie aufgearbeitet und bewältigt wurde, genauso hoch wie die unschuldige Frage, ob nicht endlich Schluß mit der lästigen Vergangenheitsbewältigung sein kann und "wir Toitschen uns wieder unverkrampft an Toitschland freuen dürfen".

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