09.06.2010

Vom Papa Staat und jungen Frauen ohne Zukunft

Es gibt einen immer währenden Reflex, wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist und Statistiken geschönt werden müssen:  Natürliches Stillen der Babies wird ebenso propagiert wie auch die Parole, daß Frauen zu Hause bleiben sollen. Heutzutage sagt das natürlich niemand mehr, denn die offizielle Ideologie, die vor allem von Frauen aus der upper-class erkämpft wurde, singt das hohe Lied von Vereinbarkeit des Berufs mit der Kindererziehung und vom gleichberechtigten Leben von Mann und Frau.

Tatsächlich muss man die lower-class betrachten, das Prekariat, die Unterschicht oder wie auch immer das heutzutage bezeichnet wird: Die jungen Frauen, die nicht das Glück haben, mittels Mittel der Eltern einen akademischen Weg einzuschlagen und sich selbst zu verwirklichen.

Und da gibt es ein nahezu perfekt perfides System, diese Frauen in Abhängigkeit zu halten und ihnen keine Chance zu geben , "etwas" zu werden.  Sie sind natürlich schon etwas:

Zum Beispiel Sabine (ich nenne sie halt mal so). Sabine ist 23 Jahre alt, hat von klein auf ein großes deutsches Mundwerk (also sind keine Migrantenschwierigkeiten vorhanden) und landet (was durchaus für Jungs und Mädchen gilt) "nur" auf der Hauptschule. Viele Grundschullehrerinnen können es nämlich gar nicht leiden, wenn die Kinder nicht "lieb" sind. Dazu sollte auch mal geforscht werden...

Besagte Sabine ist eloquent und intelligent, allerdings ändert sich  ihr Leben, als sie in ihrem letzten Schuljahr schwanger wird und eben gerade so noch einen Abschluß mit Schnitt 3-minus machen kann.
Sie bekommt zwei Kinder, dann hat sie den Mut, sich von ihrem gewalttätigen Mann zu trennen und ist alleinerziehend.

Der Kerl selbst hat mittlerweile noch mehr Kinder mit weiteren Frauen und weigert sich, Unterhalt zu zahlen.  Das zuständige Sozialamt schafft es (vielleicht aus Personalknappheit oder aus fehlendem Engagement oder beidem) nicht, den Vater zum Zahlen zu zwingen. Die Gesellschaft Deutschland duldet Zig-Tausende solcher Väter, deren Verantwortlickeit gerade mal bis zum Zeugungsakt dauert und keinen Tag weiter.

Sabine "verliert" wertvolle Jahre in den ersten Lebensjahren der Kinder, bis diese dann in eine Halbtages-Kita gehen.  Ganztagsplätze in besagter Kommune sind immer noch Luxus und knapp.

Die Kommune hat sich im Übrigen verzockt und viele Millionen bei Cross-Border-Leasing verloren, so wie deutschlandweit jede Menge nötiger Gelder (auch) für die Kindesbetreuung von den Stadtkämmerern durch CBL verpokert und verspielt wurden... aber das ist eine andere Baustelle.

Sabine wird nun, ohne Ausbildung, von einem sogenannten Praktikum zum Nächsten gezwungen. Das macht den  fleißigen Mitarbeitern der Agentur für Arbeit derzeit richtig Spaß, immer neue Warteschleifen zu erfinden.
Sie erhält 1,50€ pro Stunde und darf üppige 60.-€ im Monat behalten.

Da ihre Kinder öfter mal krank sind ( was sicher nichts, aber auch gar nichts damit zu tun hat, daß Sabine sich in der Regel keine  guten Lebensmittel leisten kann, sondern vor allem solche mit viel Fett und Zucker) verliert sie öfter den Praktikumsplatz.

In den meisten dieser Praktikumsplätze werden - nur so nebenbei bemerkt - die jungen Mütter nicht gerade mit Respekt behandelt,  es finden eher verächtliche Dialoge statt...

Nun will die junge Mutter die mittlere Reife nachholen. Selbst im tiefen Süden der deutschen Republik wird die Bildung hochgehalten und die Durchlässigkeit des Schulsystems propagiert.

Allerdings: An allen Schulen, an denen sich Sabine bewirbt, erhält sie das große Kopfschütteln. Der einen Schule ist sie mit 23 Jahren zu alt, die anderen Schulen nehmen sie nicht mit einem Schnitt von 3 komma irgendwas....

Bleibt ja noch die Abendschule. Nur: Wohin mit den beiden Kleinen? Ist wohl auch nichts.

Und so fällt Sabine, 23 Jahre, einfach aus dem System, das Chancengleichheit verspricht und Aussichtslosigkeit bereithält, heraus. Und zwar nachhaltig und dauerhaft.

Erübrigt sich zu erwähnen, daß Sabine auch Tatjana, Karin oder Stefanie heißen könnte und daß es sie zu Hunderttausenden unter uns gibt.

So ist das mit der Bildung, mit dem Kinderdeutschland,  und mit der Gleichberechtigung. Und mit der sparsamen Bundesregierung.

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