09.10.2010

Unser heidnisch-islam-jüdisch-christliches Abendland

Der Flash-back in die mittelalterliche Zukunft rollt längst - je unverschämter die Reichen Macht und Geld anhäufen, desto dringender stellt sich die Frage nach dem Neuen Opium fürs Volk.

Alte Antworten taugen dazu nur noch bedingt. Durch Globalisierung und Einwanderung und den immer ungehemmteren Rationalisierungen ist ein arbeitsloses Proletariat entstanden und entsteht durch Standortwechsel großer Betriebe ständig neu, unplanbar und nur bedingt durch soziale Netze auffangbar.  

Dieses Proletariat aber ist mittlerweile interkulturell, multinational und hat Kinder und Enkelkinder in die Welt gesetzt, die schon von Kleinauf wissen, wo sie hingehören und was ihre No-future ist - sollte es Ansätze geben, ihre Lebensperspektive etwas zu verbessern, so finden sich im modernen Deutschland gut situierte und well-outfitted Bürger zusammen, um die Grenzziehung zwischen Upper-Class und dem Rest zu vervolksabstimmen: Siehe Schulreform Hamburg.


Schon vor Jahren haben die Arbeitsagenturen für all die lebenslangen Warteschleifen, die vom Berufsvorbereitungsjahr über etliche billigst entlöhnte Praktikumssstellen hin zum allzeit abrufbaren Leiharbeiter (früher sagte man Tagelöhner dazu) und dann, wenn Mensch ausgelaugt ist, im Hartz-und Rentenstand endet, jede Menge Beschäftigungskurse verordnet. So wurden selbst Spielabende, die vom bürgerlichen Engagement veranstaltet wurden, für Arbeitslose üppig bezuschußt: Mensch-ärgere-Dich-nicht  auf Staatskosten zum Ruhigstellen.


Weil aber das Wutpotential, so ohnmächtig es sich auch meist äußert und noch öfter in Selbstzerfleischung und Kleinkrieg untereinander endet, doch noch optimierter kontrolliert werden sollte hat man nun via Bundespräsident die große religiöse Dreieinigkeit propagiert: Dem christlich -jüdischen Abendland wird nun der Islam aus dem Morgenland dazugesellt, damit auch die jungen türkischen Männer von der Muttermilch auf ihr religiöses Opium, selbstverständlich vom Staat und den Kultusministerien kontrolliert, verabreicht bekommen. Das nennt sich dann Islam-Unterricht.


Das christlich-jüdische Abendland hat allerdings einen klitzekleinen Schönheitsfehler: Die Juden wurden vor nicht allzu langer Zeit eingesammelt und in Lagern konzentriert, was die Meisten von ihnen nicht überlebt haben.  Und so  dürfen heutzutage wieder rechte Rabauken ebenso wie dümmliche Linke und das  Gutbürgertum am Existenzrecht Israels rummäkeln und dieses in Frage stellen - hat den Vorteil, daß die dortigen guten Nachbarn, allesamt fanatische Judenhasser, zunehmend Oberwasser kriegen, der Iran gerade sein Atombömbchen entwickelt und die Israelis ja womöglich bald wieder hier landen, wenn das Unternehmen Tilgt-Israel-von-der-Landkarte mittelfristig Erfolg haben sollte. Dann kann man wieder - zumindest bis zum nächsten Progrom - von einer christlich-jüdischen Zivilisation hierzulande sprechen.


Vom Islam haben wir, so las ich neulich in einem Gutmenschen-Blog, ja auch Gutes gelernt. So komme das regelmäßige Waschen aus dem Morgenland. Das praktizieren wir ja seit dem letzten Weltkrieg weltmeisterlich: Wir-haben-nichts-gewußt-und-waschen-täglich-unsere-Hände-in-Unschuld.
Ebenso wie die Anhänger der Sharia, die nach erfolgreichen Auspeitschungen und Steinigungen auch das Blut, das dann an ihren Händen klebt, abwaschen müssen... Da haben die Christen und Moslems ja doch so einiges gemeinsam, jawohl!


Welch Opium aber erhalten nun die Ungläubigen, Kirchenausgetretenen, Freidenker, Agnostiker, Brights, Hexen und Druiden hierzulande? Immerhin ein Drittel der hiesigen Bevölkerung rechnet sich weder dem Islam noch dem Christentum noch dem unterpräsentierten Judentum zu.
Problem, Problem.  Aber die Upper-class und ihre ausführenden Organe in Stadt, Land und Bund sind auch hier schon lange im Aufbau einer Beschäftigungstherapie, die auch diese durch Religion nicht manipulierbaren Menschenmassen unter Kontrolle bringen soll.  Fernsehen gibt es auf hunderten von Kanälen rund um die Uhr, Alkohol und Zuckerprodukte in den auf die rumlümmelden Beschäftigungslosen zugeschnittenen Ramschlädenketten wie ALDI, LIDL und Norma sowie das Menschenrecht auf kostenlosen Internetkonsum zum Leben eines Second Life, das niemand weh tut und einfach avatarisch gut für die Mächtigen dieses Landes ist.


Das Ganze ist noch nicht perfekt, derzeit wird konzentrierter Sozialneid  hinzugegeben und mittels Rassisten wie Sarrazin unters Volk gebracht, so daß es sich - wie oben bereits erwähnt - vor allem selbst zerfleischt.


Die wirklich interessanten Gesellschaftsspiele können dann zunehmend ungestört gespielt werden. Zu realen Bedingungen. Roulette an den Börsen, Poker um Rohstoffe und Standorte, Monopoly zur ungestörten Konzentrierung der Macht in wenigen Händen.


Die Reichen werden immer reicher. Aber auch immer weniger. Ist das nicht ein letzter Trost?

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